Meiner Meinung nach wäre es naiv, eine sexuelle Beziehung zwischen einem 15jährigen Junge und einer 36jährigen Frau in den 50er Jahren für unmöglich oder unwahrscheinlich zu halten, wie Anna meint. Sicher wäre so eine Beziehung sozialunverträglich gewesen (genauso heute, würde ich sagen), aber deswegen haben die Verliebten dafür gesorgt, dass niemand ihre Beziehung herausfindet (z.B. als Mutter und Sohn an Gasthöfe angemeldet, nie mit einander außerhalb dem Haus getroffen, …). Insgesamt kam mir die Möglichkeit der Beziehung glaubwürdig vor.
Im Gegensatz zu Katrinas Meinung halte ich für glaubwürdig die späteren Auswirkungen (p83 ff) in Michaels Leben von der Affäre mit Hanna. Wir wissen schon seid dem Anfang des Romans, dass Michael ein empfindlicher und sensibler Junge ist, und die Affäre war bestimmt außergewöhnlich (der Altersunterschied, die Weise ihres Kennenlernens) und sehr bewegt (Michaels beständige Schuldannahme, das Ereignis mit dem Gürtel, …).
Was ich eigentlich in der Geschichte als unglaublich beurteile, ist der ganze unglückselige Untergang der Hanna. Wir sollen glauben, dass Hanna solche schreckliche Taten einfach aus Scham gesteht? dass sie eher das Leben im Gefängnis verbringen würde, als ihren Analphabetismus zugäbe? Irgendwie klingt mir das nicht richtig. (Ich habe aber noch nicht bis Ende gelesen, vielleicht entwickelt was noch dazu?)